Grottenbad Paul Flora in 3D

23. 9. 2020  — 
 3d

Nicht dass ich Paul Flora (1922 – 2009) persönlich gekannt hätte, verehrt hab ich ihn schon wie die meisten an Kunst interessierten Menschen auch. Hier gehts aber um sein Grottenbad, ohne näher auf die mysteriösen Umstände der Zerstörung dieses architektonischen Kleinods eingehen zu wollen. Mein 3D-Modell soll das Grottenbad virtuell nochmal zum Leben erwecken, auch wenn das optisch dem Original nicht gerecht werden kann.

Das Grottenbad des Zeichners und Karikaturisten Paul Flora auf der Innsbrucker Hungerburg war ein architektonisches Juwel, das von seinem Freund und Architekten Josef Lackner (1931 – 2000) in den Jahren 1969/1970 geplant wurde. 2018 wurde dem Bad "ein Baum" zum Verhängnis.

Zuerst aufs Bild klicken. Mit der Maus können eigene Blickwinkel erforscht werden. Linke Maustaste drehen, rechte Maustaste verschieben und mit dem Scrollrad zoomen. Auf Smartphones/Tablets die üblichen Gesten, verschieben mit zwei Fingern.

Link: Zum Grottenbad in 3D

Die dreidimensionale Reinkarnation

Mein "Grottenbad in 3D" war bereits 2018 fast fertig, angesichts der Zweifel über die Sinnhaftigkeit eines cleanen 3D-Modells, welches dem morbiden Charme des Originals in keinster Weise entspricht, hab ich es bis September 2020 aufgeschoben. Am Modell geändert hat sich in den zwei Jahren nur die jetzt deutlich genauere Deckenkonstruktion. Sonst ist es halt, wie es ist.

Die Aussenverkleidung hab ich mir erspart, weil mein 3D-Programm mit zu vielen Details überfordert wäre, aber vor Allem deshalb, weil mich mehr die innere Form interessiert. Die Aussenwand war schräg abfallend und mit vertikal versetzten Betonstegen überzogen, vermutlich um Efeu oder ähnlichen Pflanzen den Aufstieg zu erleichtern.

Der Eingang zum Grottenbad war an das unscheinbare Einfamilienhaus angebaut, da es um das Bad geht, hab ich es weggelassen. Das Modell selbst beruht auf Fotos und dieser Planskizze, die ich im Internet gefunden habe. Die Höhen sind, anhand von Fotos, mehr oder weniger geschätzt, mangels Plan der Seitenansicht.

Aus dem Grundriss sind die Abweichungen zum Original ersichtlich. Die roten Linien waren meine Konstruktionsgrundlage. Möglich, dass die Vorlage verzerrt war, da die Kreise die endgültige Form eigentlich vorgeben.

Oder doch lieber Fotos

Die Lichtspiele an den Betonwänden und am Dach sieht man nur auf Fotos. In der Google Bildersuche gibts einige davon.

Presseartikel von 2018


Making of

Die nachgezeichneten Konturen aus Adobe Illustrator wurden nach und nach, zuerst die Mauer, dann die Wasserfläche, etc. (alles in Draufsicht) in Wings3D importiert. Um Konturen aus Adobe Illustrator in Wings verwenden zu können, müssen die Formen in einer frühen Illustrator-Datei (AI 8) abgespeichert werden.

Während in Wings3D die meisten Teile mehr oder weniger nur bzgl. der Höhe angepasst wurden, war die Deckenkonstruktion der weitaus schwierigste Part. Wings ist ein einfacher Subdivision-Modeller, neuerdings gibt es sogar Boolesche Operationen um die Öffnungen für Lichtdurchlässe ausschneiden zu können. Ein Tipp für 3D-Neueinsteiger: Beginne besser mit Blender statt mit Wings3D.

Nachdem der Aufbau erledigt war, wurde die obj-Datei in Boxshot Koru geladen. Koru kann 3D-Modelle in verschiedenen Importformaten laden, mit Texturen versehen (was ich bewusst vermeiden wollte) und als interaktives html5 ausgeben. In sogenannten Snapshots werden einige vordefinierte Ansichten in Koru gespeichert. Nach dem Export steht dem Erforschen von neuen Ansichten im Webbrowser nichts mehr im Weg.

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